INTER-MÉDIÉS und DIE MEDIATION : eine Partnerschaft, die über Grenzen hinausreicht

Die Herausgeber der Zeitschrift DIE MEDIATION PD DR. Gernot Barth und RA Bernhard Böhm wurden vor kurzem von der französischen Partnerzeitschrift INTER-MÉDIÉS interviewt. In dem Gespräch erzählen sie von der Entstehungsgeschichte des Fachmagazins und berichten über die Verbreitung des Verfahrens der Mediation in der deutschen Gesellschaft.

Eine Zwischenbilanz, die aus dem Gespräch abgeleitet werden kann: Das Tandem Deutschland – Frankreich, oft als die „Lokomotive Europas“ bezeichnet, könnte im Bereich Mediation und alternative Konfliktlösungen sicherlich mehr zusammenarbeiten, als dies in der Praxis der Fall ist.

INTER-MEDIES, die neue französische Fachzeitschrift für eben diesen Bereich, und DIE MEDIATION, das größte deutsche Fachmagazin für Wirtschaft, Familie, Kultur und Verwaltung. möchten in Zukunft durch den Austausch von Artikeln und Informationen dazu beitragen, diese Zusammenarbeit zu unterstützen.

 

Das Interview führte Christel Schirmer

 

Interview in Inter-Médiés

Interview in Inter-Médiés

Herr Barth / Herr Böhm: Ein Wort zu Ihnen…

Als Mediatoren arbeiten wir seit über 10 Jahren zusammen und haben bereits mehr als 1.000 Mediatoren ausgebildet.

Und zu Steinbeis ….

Steinbeis ist international als Marke für Technologietransfer bekannt. Mittlerweile existieren weltweit über 1.000 eigenständige Steinbeis Verbund-Unternehmen mit eigenem Kompetenzschwerpunkt. Wir haben uns als Steinbeis-Unternehmer auf dem Gebiet der Mediation und der alternativen Streitbeilegung einen Namen machen können und gehören mittlerweile zu den größten Face-to-Face-Mediation und Mediationsausbildungsinstituten.

 

Seit wann gibt es die Zeitschrift DIE MEDIATION und was hat Sie dazu motiviert, das Magazin herauszugeben? 

Die erste Ausgabe des Fachmagazins DIE MEDIATION ist im Jahr 2012 erschienen, damals noch unter der Bezeichnung DIE WIRTSCHAFTSMEDIATION. Die Idee, die Zeitschrift auf den Markt zu bringen kam uns auf einer Zugfahrt von Warschau nach Berlin. Wir hatten beide schon immer eine Affinität zu Druckerzeugnissen und unterhielten uns darüber, dass es bislang noch keine Zeitschrift auf dem deutschen Markt gäbe, die die Mediation nicht rein aus der juristischen Sicht betrachtet. So entwickelten wir die Idee weiter und bauten aus dem Nichts eine Redaktion auf, die sich dann von Ausgabe zu Ausgabe professionalisierte. DIE MEDIATION ist eine wahre Herzensangelegenheit in der sehr viel Herzblut drinsteckt. Wir haben dann den Entschluss gefasst, die Zeitschrift auch im stationären Zeitschriftenhandel zu platzieren. Wir taten dies, im Sinne der Mediation. Wir sehen darin einen großen Beitrag zur Bekanntmachung der Konfliktlösungsmethode Mediation in Deutschland und wollen diesen Weg auch weitergehen.

 

Welche positiven Erfahrungen und Überraschungen haben Sie erlebt?

Wir waren sehr angenehm über die positive Resonanz überrascht, die wir aus den verschiedensten Bereichen international und von unseren Mediatoren Kollegen erfahren haben. Diese Bestätigung ist unglaublich wichtig für uns, da es unser Wunsch ist, die Mediation auch außerhalb der Mediatorenszene bekannt zu machen.

Eine konkrete positive Erfahrung: die Zusammenarbeit mit unseren Autoren und der Redaktion ist sehr erfüllend. Außerdem ist es ein unglaubliches Gefühl, wenn eine weitere Ausgabe der MEDIATION in den Druck geht und man das erste Exemplar zwischen seinen Händen hält. Das motiviert uns sehr. Wir wissen aber auch nur zu gut, dass dies alles nur durch Teamarbeit zu bewerkstelligen ist.

 

Gab es auch schwierige Situation, Hürden die gemeistert werden mussten?

Eine Zeitschrift faktisch von 0 aufzubauen, ohne große Vorkenntnisse im Verlagswesen zu besitzen, ist an und für sich eine riesige Hürde. Man ist mit völlig neuen Herausforderungen konfrontiert und lernt täglich mehr als einem lieb ist. Besonders die Umsetzung des Einstiegs in den stationären Zeitschriftenhandel im deutschsprachigen Raum war eine große Herausforderung. Der deutsche Zeitschriftenhandel ist ein überaus gesättigter Markt auf dem man es als Newcomer mitunter sehr schwer hat. Hier kommt man dann auch mit mediativen Konfliktlösungsmethoden nicht mehr weiter und muss für seinen Marktzugang kämpfen.

 

Inter-Médiés Cover

Inter-Médiés Cover

INTER-MEDIES ist ein junges Magazin, im Augenblick noch die einzige Fachzeitschrift zum Thema Mediation und alternative Konfliktlösungen in Frankreich. Welche „guten Ratschläge“ können Sie uns auf den Weg geben? 

Inter-Médiés hat den Vorteil des Pionierdaseins. Hieraus können und sollten Sie sich zum Trendsetter entwickeln. Als Fachzeitschrift kann man sehr viel für die Bekanntheit und die Förderung der Mediation tun, wenn man sich nicht selbst zu viele Denk- und Ideenverbote auferlegt. Seien Sie kreativ und auch pragmatisch!

 

Wie würden Sie die aktuelle Mediations- oder „Alternative Konfliktlösungs-Landschaft“ in Deutschland beschreiben?

Die Mediationslandschaft ist eine bislang vergleichsweise wenig geordnete Beraterlandschaft. Erst in den letzten Jahren wurde durch das 2012 erlassene Mediationsgesetz eine Verankerung vorgenommen, die die Grundzüge einer „Mediation“ regelt. Es gibt sehr viele ausgebildete Mediatoren, jedoch arbeiten diese nur in Ausnahmefällen nach Abschluss der Ausbildung ausschließlich in diesem Beruf. Aus unserer Sicht ist dies jedoch auch nicht unbedingt von Nöten, sondern trägt dazu bei, dass sich das Konfliktverhalten in unserer Gesellschaft weiterentwickeln kann. Denn auch wenn man nicht hauptberuflich als Mediator arbeitet, verfestigt sich die Haltung, wie Menschen mit Konflikten umgehen und diese Haltung wird dann in die täglichen Arbeitsprozesse hineingetragen.

 

Hat sich in den letzten 5 Jahren im Bereich Mediation/ alternative Konfliktlösung in der Gesellschaft etwas geändert und wenn ja – was?

Wir beobachten in unserem Umfeld einen klaren Anstieg der Nachfrage nach Mediation bzw. alternativer Konfliktlösung. Noch vor fünf Jahren musste man in 80 % der Fälle erst einmal den Unterschied zwischen Mediation und MediTation klarmachen. Diese Zeiten sind nun vorbei. Durch die immer komplexer werdenden Entscheidungsprozesse und der, aus politischer Sicht zunehmenden Spaltung der Gesellschaft, ist es aus unserer Sicht auch nur folgerichtig, dass alternative Konfliktlösungsmethoden zur Anwendung kommen und zur Deeskalation beitragen.

 

Wie sähe ein „Idealzustand“ aus, was kann noch verbessert werden?

In Deutschland gibt es bislang keine Verpflichtung im Streitfall eine Mediation in Anspruch zu nehmen. Wir denken jedoch, dass dies in einzelnen Rechtsgebieten Sinn machen kann, um zum einen Gerichte zu entlasten und zum anderen Mediation als Methodik noch weiter bekannt zu machen. Einzelne EU-Länder, wie Italien machen hiermit bereits gute Erfahrungen auf dem Gebiet.

 

Welche Mentalitätsänderungen wären wünschenswert, um die Mediation und ADR (engl.: alternative dispute resolutions) voranzubringen

Wir denken nicht, dass es zu Mentalitätsänderungen kommen muss, um Mediation und ADR voranzubringen. Vielmehr sollten sich die Mediatoren fragen, wie sie ihre Dienstleistung für den Kunden attraktiv gestalten können. Die deutsche Evaluationsstudie der Bundesregierung kam erst kürzlich zu dem Schluss, dass Mediationen erfolgreicher seien, wenn man von der „Schulbuchmediation“ abweicht. Das sollte den „Hardlinern“ schon zu denken geben. Wichtig ist, dass der Kunde mit der Dienstleistung zufrieden ist. Soviel Eigenständigkeit sollte ein Mediator seinen Medianden zugestehen.

 

Aktuell sind Sie am Projekt Fomento beteiligt. Ziel ist es die Auswirkungen der Europäischen Erbrechtsverordnung zu untersuchen. Worum geht es dabei genau?

Innerhalb eines Projektkonsortiums aus polnischen, italienischen und deutschen Partnern werden die praktischen Erfahrungen bei grenzüberschreitenden Erbkonflikten aus der Sicht von Anwälten, Richtern und Mediatoren qualitativ untersucht. Ziel des Projektes ist es die praktischen Folgen der Europäischen Erbrechtsverordnung zu untersuchen und darüber hinaus Mediation zur Vermeidung und Bearbeitung von Erbkonflikten zu stärken. Zentrale Bestandteile sind dabei die Durchführung von Expertentrainings und die Durchführung von Konferenzen sowie der Aufbau eines Expertennetzwerkes, welches als zentraler Ansprechpartner für grenzüberschreitende Erbstreitigkeiten fungieren soll. Aktuelle Informationen finden Sie unter www.fomentonet.eu

 

Herr Barth und Herr Böhm, wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit DIE MEDIATION und bedanken uns für das Gespräch. 

 

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DIE MEDIATION - Im Entscheidungsstrudel

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