Streit in der Politik. Missbraucht. Missverstanden. Und doch unverzichtbar.

 

Streit in der Politik

Streit in der Politik

Mit Rücktritt gedroht. Die Richtlinienkompetenz bemüht. Über Wochen ineinander verhakt. Der Showdown gestoppt durch eine fragile Interimslösung. Wortkreation kaschiert, was in der Sache streitig bleibt:

Unverbindliche Formelkompromisse maximaler Inhaltsleere als Ausweis von Regierungskunst. Durchbruch zum Aufbruch; wohin?

 

Auf Krawallinszenierung reduzierte Politik diskreditiert notwendigen Streit als Kernelement vitaler Demokratie und missbraucht dieses unverzichtbare Instrument des demokratischen Diskurses. Rede und Gegenrede: Dialektik generiert gesellschaftlich akzeptierten Fortschritt. Wenig hilfreich auch die Rolle etlicher Medienvertreter, die nicht selten Bereitschaft zum sachgerechten Kompromiss nach in der Sache harter Debatte als Umfallen stigmatisieren, aber destruktiven Schlagabtausch zwecks Erhöhung von Auflage, Quote und Klickzahlen mit skandalisierendem Tremolo zusätzlich anheizen. Wohlfeil wirkt vor dieser Kulisse das Lamento von politischer und publizistischer „Mitte“ über eine Stärkung der Ränder.

 

Martialische Diktion und folkloristisches Muskelspiel haben zweifelsohne Unterhaltungswert, zu Lasten allerdings von Qualität und Substanz. Ein damit zu hoher Preis, zumal die Alternative keinesfalls rhetorischer Purismus ist. Auch eine vertretbare Aufmerksamkeitsoptimierung bietet hinreichend Raum für provokante Thesen und eingängige Zuspitzungen. Honorieren die Bürger in Umfragen und bei Wahlen eine auf die Entwicklung belastbarer Lösungen ausgerichtete Streitkultur, wird diese Politik positiv verändern. 

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