Die Schattenseiten von Teamarbeit

Es wird viel geredet und geschrieben zu den Synergien und Potenzialen erfolgreicher Teamarbeit.

Doch hat nicht alles im Leben Vor- und Nachteile? Was ist eigentlich die Schattenseite von Teamarbeit?

  • Teams neigen dazu andere Teams oder Organisationseinheiten abzuwerten. So finden sich bestimmte Organisationseinheiten eigentlich fast immer “doof” (Vertrieb und Fertigung // Zentrale und Werke etc.) und sehen sie als “Schwarze Schafe”. Und schuld, wenn Fehler passieren ist sowieso praktischerweise der Schnittstellenpartner – da kann man den “schwarzen Peter” wenigstens weitergeben. Manche Führungskraft nutzt diesen Effekt auch gerne bewusst. Frei nach dem Motto: wenn Du einen äußeren Feind hast läuft es innen prima. Zumindest kurzfristig. Nachhaltig für die Gesamtorganisation gedacht sähe manche Lösung vielleicht anders aus.
  • Sind alle “Teams” auf dem Organigramm eigentlich echte Teams? Es soll vorkommen, dass Menschen wöchtenlich studenlang in Abteilungsbesprechungen zusammensitzen die v.a. eines gemeinsam haben: den Arbeitgeber. Was dagegen nicht vorhanden ist: ein gemeinsames Ziel oder gemeinsame Aufgaben. Selbige können aufgrund der Art und Weise, wie die Organisationseinheit zusammengestellt wurde, fehlen (“die Poststelle haben wir mal beim Personalwesen aufgehängt, weil wir nicht wussten wohin damit”) – und führen sofern dies von den Kommunikationsstrukturen im Unternehmen nicht berücksichtigt wird zu mehr oder weniger effizienten / interessanten Besprechungen. Frei nach dem Motto “Nicht jeder, der mit an einem Strang zieht, zieht in die gleiche Richtung” (Oliver Tietze).
  • “Wir machen Teamwork: Ich Team. Du Work.” Wird individuelle Leistung im Rahmen von Teamarbeit wirklich gesehen; oder gleicht man nicht die eine oder andere Schwäche des Kollegen (vom Vorgesetzen leider unbemerkt oder gar erwartet) aus? Und wer bekommt für was die Lorbeeren? Nicht wenige Mitarbeiter haben den Eindruck, dass sie für langsamere, oder weniger cleverere Kollegen den Job mitmachen, ohne dass dies entsprechend honoriert wird (“Die Kollegin sagt, das steht nicht in ihrer Stellenbeschreibung – und wir anderen puffern das dann immer für sie ab. Unser Vorgesetzter duldet das so und sitzt es aus”).
  • Bei Entscheidungsprozessen sind Gruppenmeinungen oft schlechter als die Einzelentscheidungen. Das liegt am sogenannten “group think” – da wir Menschen dazu neigen, unsere eigene Meinung der erwarteten Gruppenmeinung anzupassen. Damit ist die Gruppen-/Teamentscheidung oft “dümmer” als sie sein müsste. Die Frage ist, wie derartige Entscheidungsprozesse moderiert werden. Darf jeder einzeln seine Meinung – und damit auch Bedenken und Zweifel – äußern, oder holt man sich (leider zu oft) gleich ein Gruppenbild? Nur wenige Führungskräfte sind für dieses Thema sensibilisiert. Kann ja auch praktisch sein, wenn die Mehrheit der Mitarbeiter die vermeintliche Meinung des Vorgesetzen antizipiert….

Im Teamalltag äußern sich die oben genannten Punkte in der Regel als Konflikte. Hier ist die Kompetenz der Führungskraft gefragt: Lasse ich es zu, dass über andere Organisationseinheiten negativ geredet wird? Oder rede ich gar selbst schlecht über andere Bereiche? Berücksichtigt meine Besprechungskultur die Zusammengehörigkeit von Aufgabenpaketen / Zielen und passe ich meine Informationsweitergabe entsprechend an? Führe ich unangenehme Gespräche, wenn Arbeit im Team nicht mehr gerecht verteilt wird? Welche Methoden setze ich ein, um in Besprechungen sicherzustellen, dass alle Meinungen “zu Tage kommen”?

 

von Cordula Söfftge

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