Wohnungsbauunternehmen und Berliner Künstler suchen nach einer gemeinsamen Lösung
Die Gesobau AG, eines der großen Berliner landeseigenen Wohungsunternehmen, sucht mit den Mietern der Gerichtshöfe Wedding nach einer gemeinsamen Lösung, um einerseits die Bedürfnisse der Gewerbemieter und Künstler zu berücksichtigen und andererseits ihren eigenen Plan, dort 150 Studentenwohnungen zu schaffen, unter einen Hut zu bekommen.
Zur Vorgeschichte: Schon seit 1983 sind die ersten Künstler in die leerstehenden Gewerberäume der Gerichtshöfe Wedding eingezogen. Man verstand sich gut mit der Vermieterin Gesobau, feierte Feste und startete viele Kunstaktionen mit deren Unterstützung.
Zum Jahresende 2016 kündigte die Gesobau an, das Quartier ab 2018 komplett zu sanieren. 150 Studentenappartments sollen in einem Neubau und in den Fabriketagen entstehen.
Die Mieter bangen seitdem um den Fortbestand der Gerichtshöfe als Kunst- und Gewerbestandort. Auslaufende Mietverträge würden nur noch im Jahrestakt verlängert. Künstler und Gewerbetreibende fürchten um ihre Mietverträge und sehen darin ein kaum zu kalkulierendes Risiko für ihre Existenzgrundlage. Einige sind bereits ausgezogen, viele Räume stehen bereits leer.
Nach heftigen Protesten der Künstler und mit Unterstützung durch die Bezirkspolitik lenkte die Gesobau im November ein. Sie betont, dass sie niemanden vertreiben möchte. Die Künstler sollen nach Abschluss der Modernisierung bleiben dürfen.
Was das für die zweijährigen Bauphase und für die künftige Miethöhe bedeutet, ist den Mietern nicht klar. Die Künstler können sich nicht vorstellen, wie eine gemischte Nutzung von Wohnen und Gewerbe in den Gerichtshöfen aussehen soll. Und sie rechnen hoch: „Für 150 Studentenappartments wird der Verlust von ca. 150 Arbeitsplätzen billigend in Kauf genommen und eine über Jahrzehnte gewachsene Künstlergemeinschaft zerstört“, heißt es in einer Erklärung.
„Als landeseigenes Wohnungsunternehmen mit sozialem Auftrag“ möchte die Gesobau „die Einwände der Künstler und Gewerbetreibenden in den Gerichtshöfen berücksichtigen“, so eine Sprecherin der Gesobau.
Die Modernisierung wurde um zwei Jahre verschoben, eine intensive Beteiligung der Kulturschaffenden wurde angekündigt. Ergebnis ist ein Mediationsprozess, der nun begonnen wurde. Er soll eine eine gemeinsame Lösung zwischen Wohnungbausgenossenschaft und Mietern herbeiführen.