Im Urlaub wünscht man sich Harmonie und Ausgeglichenheit. Schließlich wollen sich alle Familienmitglieder erholen, gemeinsam etwas Schönes erleben und Spaß miteinander haben. Doch meist prallen verschiedenste Erwartungen aufeinander: Den Tag am Strand verbringen, eine Wanderung unternehmen, Kirchen, Museen und andere Sehenswürdigkeiten erkunden, Shoppingtour auf der Touristenmeile, Serien schauen, den Aquapark oder den Ponyhof besuchen …
Hier kann ein Familienrat eine gute Lösung sein
Das Wichtigste im Überblick
- Alle Familienmitglieder begegnen sich auf Augenhöhe.
- Jeder erhält seine Sprechzeit. Alle Wünsche oder Ängste werden ernst genommen.
- Es werden faire Lösungen erarbeitet.
- Bereits ab zwei Jahren können Kinder mitdiskutieren.
- Er sollte einmal wöchentlich stattfinden, bei Bedarf auch mal öfter.
Wie läuft ein Familienrat ab?
Der Familienrat sollte in möglichst entspannter Atmosphäre stattfinden. Gemeinsam spricht man über Dinge, die einzelne oder auch jeden bewegen. Jeder darf zu Wort kommen, ausreden und wird mit seinen Sorgen ernst genommen. So werden Missverständnisse oder erlebte Ungerechtigkeiten zeitnah angesprochen. Wut kann sich nicht lange aufstauen. Alle sind über die Probleme der einzelnen Familienmitglieder im Bilde.
Idealerweise treffen sie alle beim Frühstück und beim Abendessen. Doch weil das heutzutage nur noch in den wenigsten Familien möglich ist, sollte der Familienrat am besten einmal in der Woche tagen.
Der Familienrat: Klassiker der Psychologie
Die Idee des Familienrats geht auf den Psychologen Rudolf Dreikurs zurück. Er veröffentlichte mehrere Bücher zum Thema Erziehung.
Diese fünf Regeln sind dabei zu beherzigen:
- Jeder nimmt am Treffen teil.
- Es wird nicht geschrien und man beleidigt sich nicht gegenseitig.
- Zum gegenseitigen Respekt gehört es, dass jeder zu Wort kommt und dabei aussprechen darf.
- Niemand lacht andere aus, sondern nimmt Gefühle und Sorgen ernst.
- Alle – Eltern und Kinder – halten sich an diese Regeln.
Der Familienrat sollte nicht zu steif ablaufen, sondern allen auch etwas Spaß machen, doch ein paar Regeln sind nützlich, damit die Idee hinter dem Treffen – Probleme zu benennen und Lösungen zu finden – nicht verloren geht. Damit es fair bleibt, kann jedes Mal ein anderes Familienmitglied Leiter/in sein, die/der auch auf das Einhalten der Regeln achtet.
Je jünger ein Kind ist, desto kürzer sollte der Familienrat tagen. Es ist für die Jüngsten zu schwierig, lange konzentriert zu bleiben. Unter sechs bis sieben Jahren sind zehn bis maximal 15 Minuten ausreichend. Grundschüler können auch mal 20 Minuten konzentriert bleiben.
Häufige Themen im Familienrat
- Freizeit, Ferien
- Aufräumen
- Abwasch bzw. Ein- und Ausräumen der Spülmaschine
- Müll wegbringen
- Arztbesuche
- Freunde treffen
- Kindergeburtstage
- Umgang mit Streit
- Medienkonsum
- Hausaufgaben
- Schlafenszeiten
- Taschengeld
- Was können die Eltern verbessern
Und wenn es schwierig wird? Das Gordon-Modell
Bei starken Emotionen ist das sogenannte Gordon-Modell hilfreich. Es kann bei heftigen Konflikten helfen. Zwei Punkte sind besonders zu berücksichtigen:
Aktives Zuhören
Konzentriert zuhören, was der andere sagt: In emotionalen Situationen, wenn man aufgewühlt ist, ist das nicht so einfach. Dennoch sollte man versuchen, genau zu verstehen, was der andere sagt und wie er sich gerade fühlt.
Ich-Botschaften
Um miteinander im Gespräch zu bleiben, sind sogenannte Ich-Botschaften sehr hilfreich: Statt Vorwürfe wie „Du machst immer …“ zu formulieren, die nur zur Abwehr führen, geben Ich-Botschaften einen guten Einblick in das Gefühlsleben des Anderen und bauen Brücken zum gegenseitigen Verständnis.
Treffen Ich-Botschaften und Aktives Zuhören zusammen, kann das im Idealfall zur gemeinsamen Lösung des Problems führen. Gewünscht ist dabei immer eine Win-Win-Konfliktlösung. Im Gordon-Modell spricht man von einer niederlagenlosen Konfliktlösung.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine erholsame und schöne Ferienzeit.
Quelle: www.netpapa.de/magazin/der-familienrat-so-managen-wir-familie.html