Sexismus und sexuelle Belästigungen als Macht-Problem

Ein Nachtrag zum “Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen” am 25. November. Dieser Tag wurde von den Vereinten Nationen ausgerufen, um weltweit auf diesen Missstand aufmerksam zu machen.

Wie Macht sexueller Belästigung Vorschub leistet

Ob im Filmbusiness, im Europa-Parlament, bei Unternehmen wie Google oder Uber, sexuelle Belästigungen von Frauen angefangen von sexistischen Bemerkungen bis hin zu sexuellen Übergriffen machen derzeit Schlagzeilen in den Medien.

© fotolia | ArTo

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Körperliche oder sexuelle Gewalt gehören vielerorts zur alltäglichen Erfahrung von Frauen. Ein Aspekt ist dabei auch der Sexismus und die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Für Jennifer Jordan führt vor allem der Missbrauch von Macht zu sexueller Belästigung.

Jennifer Jordan ist Psychologin und Professorin für Leadership and Organizational Behaviour an der IMD Business School in Lausanne. Resümee ihrer Studie zum Thema Frauen in Führungspositionen: Bei dem Phänomen der sexuellen Belästigung geht es nicht nur darum, wie Männer mit Frauen umgehen, sondern darum, wie Menschen mit Macht auf Menschen mit weniger Macht reagieren:

Macht bringt Menschen dazu, sich unbezwingbar zu fühlen, sie nehmen größere Risiken auf sich, lassen Risiken und die Perspektive anderer außer Acht.

Menschen mit Macht neigen eher zu sexuellen Zweit-Beziehungen, vor allem weil sie sich als besonders begehrenswert einordneten.

Die Studie konnte bei diesen Verhaltensäußerungen keinen Unterschied im Geschlecht ausmachen, nur den Unterschied, dass in absoluten Zahlen ausgedrückt, mehr Männer Führungspositionen und somit mehr Machtpositionen innehaben.

Ein Macht Problem

Sexuelle Belästigung, so die Studie, ist kein rein männliches, sondern ein Macht-Problem.

Jennifer Jordan macht dies an folgendem Beispiel fest: dem zwischen Untreue und sexueller Belästigung: Untreue findet einvernehmlich zwischen erwachsenen Menschen statt; sexuelle Belästigung ist ein einseitig begangener und unerwünschter sexueller Annäherungsversuch.

Dass sexuelle Belästigung auch im Geschäftsleben stattfindet, liegt an bestimmten etablierten Normen. Beeinflusst werden diese Normen von Personen, die in Machtpositionen sind und das sind in der Regel fast immer noch Männer. In diesem Umfeld ist es völlig unakzeptabel, dass eine Frau gegenüber Männern unerwünschte Annäherungsversuche macht. Diese von Männern dominierten Normen machen es aber umgekehrt möglich, dass Frauen anzüglichen Bemerkungen oder auch körperlichen sexuellen Belästigungen und Übergriffen ausgesetzt sind. Und Männer, die sich nicht an Anzüglichkeiten und Belästigungen beteiligen wollen, werden schnell aus diesen Machtzirkeln ausgegrenzt.

Da eine zahlenmäßige gleiche Vertretung von Männern und Frauen vor allem in der Führungsebene

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noch in weiter Ferne ist, kann man nur an der Führungskultur ansetzen um das Problem anzugehen.

Führungskräfte müssten hier klare Normen vorgeben und sexuelle Belästigungen jedweder Art streng sanktionieren und sie müssten für absolute Gleichbehandlung der Geschlechter sorgen, um das Problem konsequent anzugehen.

Reid Hoffmann, der Gründer von LinkedIn hat sich mit einer Ethik-Vereinbarung gegen diese Missstände gewendet und weitere Unternehmensführer seiner Branche dazu gebracht, diese Vereinbarung zu unterschreiben, um in den Unternehmen einen respektvollen Umgang untereinander – innerhalb von Machtunterschieden oder unterschiedlichen Geschlechts zu erreichen.

Quellen:

Capital: Wie Macht sexueller Belästigung Vorschub leistet, von Jennifer Jordan, 28. September 2017

Der Bund: Macht ist nicht sexy. Sexuelle Belästigung hat nicht nur mit Geschlechterrollen zu tun. Oft geht es schlicht um das Machtgefälle zwischen zwei Personen, 26. September 2017

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