Der Anteil weiblicher Parlamentarier in Konflikt- und Postkonfliktländern stagniert in den letzten zwei Jahren bei 16 Prozent. Nur 17 Länder haben eine gewählte Staats- oder Regierungschefin. Im vergangenen Monat wurde Ine Eriksen Søreide zur ersten norwegischen Außenministerin ernannt. Selbst in relativ gleichberechtigten Ländern findet man Frauen nur selten in Spitzenpositionen in den sogenannten “harten” Sektoren wie der Außenpolitik, der Friedens- und Sicherheitspolitik.
Die Unterrepräsentanz von Frauen im Friedens- und Sicherheitsbereich war am 27. Oktober auch Thema in der jährlichen offenen Debatte über Frauen, Frieden und Sicherheit des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Bereits im Jahr 2000 hatte sich der Sicherheitsrat mit der Resolution 1325 verpflichtet, die Beteiligung von Frauen in allen Fragen des internationalen Friedens und der Sicherheit zu erhöhen. Doch auch nach 17 Jahren sind nur sehr wenig Frauen in der Friedensvermittlung tätig: Nur zwei Prozent der wichtigsten Friedensvermittler, neun Prozent der Friedensvermittler und vier Prozent der Unterzeichner von Friedensabkommen sind Frauen.
Die Vereinten Nationen haben daher die Mitgliedstaaten, die regionalen Organisationen und die Zivilgesellschaft aufgefordert, die Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen zu fördern und dafür zu sorgen, dass die Friedensbemühungen der Vereinten Nationen stärker und nachhaltiger werden.
Gründung von Mediatorennetzwerken für Frauen
Aus dem gleichen Grund haben die nordischen Länder Norwegen, Dänemark, Finnland, Island und Schweden ein regionales Mediatorinnen-Netzwerk geschaffen. Das Netzwerk umfasst heute über 100 Frauen, die in den Bereichen Friedensmediation, Friedenskonsolidierung und -Verhandlungen tätig sind.
Weitere Netzwerke gibt es in der afrikanischen Union, das FemWise-Africa, Großbritannien hat die Einrichtung eines Commonwealth-Mediatorinnen-Netzwerks initiiert und in Italien wurde im Oktober das Mediterranean Women Mediators NetNetwork ins Leben gerufen.
Erklärtes Ziel dieser Netzwerke ist es, ihre Mitglieder in allen Phasen der Friedens- und Dialogprozesse zu beteiligen und weltweit alle Frauen, die aktiv an internationalen Friedensbemühungen beteiligt sind, auf allen Ebenen zu fördern und zu stärken.
Frauen einbeziehen erhöht die Chance auf Frieden
Die Beteiligung von Frauen an politischen Entscheidungen, die ein Land vom Krieg zum Frieden führen, hat einen erheblichen Einfluss darauf, ob dass das Land tatsächlich friedlich bleibt. Nicht weil Frauen von Natur aus friedlich sind, sondern weil Frauen eine größere Vielfalt an Perspektiven in Diskussionen einbringen, wie eine friedliche Gesellschaft aussehen sollte.
Lakshmi Puri, Vize-Exekutivdirektorin der Vereinten Nationen, betonte, dass Friedensprozesse, in die Frauen als Zeugen, Unterzeichner, Mediatoren und / oder Verhandlungsführer einbezogen wurden, eine 20-prozentige Zunahme der Wahrscheinlichkeit eines Friedensabkommens zeigten, das mindestens zwei Jahre dauert. Die Wahrscheinlichkeit nimmt mit der Zeit zu – auch die Dauer eines Friedensabkommens.
Besorgniserregende Entwicklungen
Der Generalsekretär wies in seinem Bericht auch auf einige besorgniserregende Tendenzen hin. 2016 war die Beteiligung von Frauen in Friedensprozessen, die von den Vereinten Nationen geleitet oder mitgeführt wurden, sogar leicht rückläufig. Auch der Anteil der unterzeichneten Friedensvereinbarungen mit geschlechtsspezifischen Bestimmungen ist 2016 zurückgegangen – nach stetigen Steigerungen zwischen 2010 und 2015. Eine Ausnahme bildete 2016 das kolumbianische Friedensabkommen. Es war das bislang geschlechtsfreundlichste Friedensabkommen.
Sinnvolle Unterstützungsmaßnahmen
Um die Netzwerke von Mediatorinnen nachhaltig zu fördern und zu unterstützen wurden die Einführung einer Frauenquote bei Friedensprozessen, befristete Sondermaßnahmen oder auch eine geschlechtsspezifische Finanzierung von Projekten und Programmen diskutiert. Unterstützung soll auch durch die Bereitstellung von Ressourcen, strategischen Terminen und Schulungsmöglichkeiten erfolgen. Der anhaltende Erfolg und die Nachhaltigkeit dieser Netzwerke werden von dieser Unterstützung abhängen.
Quellen:
https://blogs.prio.org/2017/10/no-backsliding-on-womens-inclusion-in-peace-mediation/
http://www.un.org/Depts/german/gs/a-72-1.pdf (siehe Seite 20/40)
http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=57979#.WfphL3aDPIU