„Wenn der Weg zur Frage das Ziel ist“ – Aus der Reihe „Kommunikation im Konlikt: Fragen statt Ratschläge?!“

von Bernhard Böhm, M.M.

Manchmal ist das Nachdenken über die richtige Frage genauso wichtig wie die Antwort. – Schnelle Antworten sind in unserer Zeit „gefragt“: Ob Vorgesetzter, Berater, Politiker oder Lehrer – scheinbare Kompetenz zeigt, wer eine Antwort parat hat und so vermeintlich Klarheit schafft. Gelegentlich wird gar „ungefragt“ geantwortet. Bei all den Antworten wird eines gern vergessen: die richtige Frage!

„Unser Unternehmen braucht endlich Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit“, forderte neulich ein Vorstandsmitglied in einer Mediation. Dieser Satz hat mich zum Nachdenken gebracht. Welches sind die drängendsten Fragen unserer Zeit für das Unternehmen? Kennen die Akteure diese? Oder versuchen sie Antworten auf Fragen zu geben, die sie noch gar nicht kennen?

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Wieso lohnt die Suche nach der richtigen Frage?

Das Finden einer Frage ist manchmal die schwerste, aber auch dienlichste Übung. Während Wissen und Antworten begrenzt sind, kennen Fragen keine Schranken. Auch Fragen, die wir nicht beantworten können, setzen Impulse, regen unsere Fantasie an und geben Anstoß zu Veränderungen. So beschäftigen uns bis heute die größten Fragen der Menschheit, obwohl wir sie wahrscheinlich nie beantworten werden können. Und manchmal finden wir Antworten auf Fragen, die zu diesem Zeitpunkt schon überholt sind.

Andererseits wird mit dem Suchen und Finden der richtigen Frage gelegentlich die Antwort schon gegeben.

Mit Fragen Fragen erfragen

Gerade in Konflikten kann die „Frage nach der Frage“ hilfreich sein wie zum Beispiel:

  • Welche Fragen beschäftigen Sie?
  • Auf welche Frage hätten Sie jetzt gern eine Antwort?
  • Welche Frage soll ich Ihnen stellen?“ oder aber
  • Welche Fragen sind aus Ihrer Sicht noch nicht beantwortet?

In die Suche nach der Frage können auch Dritte mit eingebunden werden, etwa in dieser Form: „Welche Frage sollte Ihr Kollege Ihnen jetzt stellen?

Auf der Lösungsebene ist folgende Frage hilfreich: „Mit Beantwortung welcher Frage wäre Ihr Konflikt gelöst?

Andererseits kann der explizite Ausschluss von Fragen erkenntnisreich, wenn auch zunächst irritierend sein: „Welche Frage sollte ich Ihnen besser nicht stellen?“ oder „Gibt es Fragen, die aus Ihrer Sicht nicht hilfreich sind?“ Im nächsten Schritt können Sie nachhaken: „Was müsste sich verändern, damit ich Ihnen diese Frage stellen kann?“

Schließlich kann man von einer Frage auch auf die ihr zugrunde liegende Hypothese schließen, wie diese Beispiele zeigen:

  • Auf welcher Annahme basiert Ihre Frage?
  • Wie sind sie zu dieser Annahme gekommen

Durchaus wertvoll ist in diesem Kontext ein Perspektivenwechsel: „Mit welcher Frage, denken Sie, beschäftigt sich Ihre Kollegin?“ oder „Welche Frage könnte Ihrem Kollegen weiterhelfen?“ Einen Impuls zum Nachdenken können Sie auch mit folgender Fragestellung geben: „Welche Frage würde wohl Ihr nicht anwesender Bereichsleiter stellen?

Und ein Tipp zum Schluss

Sollte Ihnen einmal keine gute Frage einfallen, fragen Sie doch einfach Ihren Gesprächspartner, welche Frage Sie ihm in diesem Moment stellen sollten.

Ansonsten wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim „richtigen” Fragen,

Ihr Bernhard Böhm

Übrigens:
Dieser Artikel stammt aus der Reihe „Kommunikation im Konlikt: Fragen statt Ratschläge?!“ und wird mit jeder neuen Ausgabe unseres Fachmagazins fortgeführt.

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