Wie Sie Ihre Organisation effektiv mit einem EC-Projekt ruinieren

Ein pointierter Erfahrungsbericht zu öffentlich geförderten Projekten (“Evil-Crash”-Projekten) und den dabei anzutreffenden Problemchen von Projektmanagern…

Basisarbeit – Erfolgsfeatures (EF) implementieren

Eine gute Basis ist der halbe Ruin! Bereits bei und vor der Projektbeantragung gilt es, dass Sie als vorausdenkender Unternehmer die Wege ebenen, welche sich in naher Zukunft als High-Tech-Autobahnen für Ihr EC-Projekt erweisen: mit der Implementierung sogenannter Erfolgsfeatures (EF).

© W. Heiber Fotostudio - Fotolia

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Erfolgsfeatures (EF) bei der Wahl der Projektinhalte

Als Projektinhalte bieten sich ausschließlich Themen an, die sich in der maximalen Entfernung zu Ihren eigenen Unternehmenskompetenzen befinden. Es empfiehlt sich dabei, auf einen Korrelationskoeffizienten nahe Null zwischen Ihren Kernfeldern und den Projektinhalten zu achten. Liegt der eigene Schwerpunkt in der Herstellung von Markenschuhen, erweisen sich z.B. Projektthemen rund um die Atomenergie oder die Entwicklung von Multiplayergames als zielführend. Topthemen erkennen Sie vor allem daran, dass Sie davon noch nie etwas gehört haben. Stellen Sie dann ebenso sicher, dass keiner Ihrer Mitarbeiter ein privates Hobbyinteresse im angestrebten Themenfeld verfolgt, so schließen Sie unnötige Motivationsschübe aus. Um ganz sicher zu gehen, die richtige Wahl zu treffen, können Sie auch ein kostenintensives Marktforschungsinstitut beauftragen. Dieses erarbeitet Ihnen aufwändig Studien über Ihre Kerninkompetenzen und Sie können so das Projektthema extern festlegen lassen. So sorgen Sie dafür, dass Sie in gesunder geistiger Distanz zum Projektinhalt bleiben und erzeugen neben dem eigentlichen Antragsaufwand auch noch wertvolle zusätzliche Kosten. Dies ist übrigens ein indirektes Erfolgsfeature, der sogenannte Double-Cost-Effect. Auf diesen müssen Sie ab sofort und während des gesamten Projektes peinlich genau achten: Maximieren Sie stets die Summe der tatsächlichen Projektarbeitskosten und gleichzeitig auch der Zusatzkosten (Ihrer Phantasie sei hierbei kein Abbruch getan)! Leisten Sie sich zum Beispiel schon VOR Projektbeginn ruhig eine neue Büroeinrichtung, investieren Sie! Sie wissen nicht, was die beste Investition wäre? Fragen Sie bei Ihrem erfahrenen Stammtisch nach, dort weiß mit Sicherheit jemand, was für Ihr Unternehmen das Beste ist (vergessen Sie in diesem Falle nicht, mindestens 2 Lokalrunden zu spendieren – mit Bewirtungsbeleg, versteht sich).

EF bei der Projektpartnerwahl

Potentielle Projektpartner sollten Sie gemäß eines speziellen Indexes auswählen. Als geeignet empfehlen sich Partner, wenn …

  1. diese Ihnen gänzlich unbekannt sind, aber Ihr Bauchgefühl dennoch Vorfreude durch Erbrechen simuliert;
  2. diese über ein ausreichend etabliertes und lebendiges Netzwerk von Verwandtschaftsbeziehungen verfügen;
  3. Sie keine Liquiditätsnachweise anfordern müssen, da es gar keine Liquidität gibt;
  4. Sie sich zeitraubende Vorgespräche ersparen können, da Ihre und des Partners Sprachfähigkeiten keine Schnittmengen aufweisen;
  5. Sie meinen, gehört zu haben, dass der Partner bereits erfolgreich EC-Projekte durchgeführt hat;
  6. Sie vermuten, dass sich die inhaltlichen Kenntnisse der Partner zum geplanten Projektthema mindestens auf Ihrem Niveau sonnen.

EF bei der Wahl der Projektsprache

Hier gilt die einfache Regel: Projektsprache kann jede Sprache werden, die weder Ihre, noch die Muttersprache Ihrer Partner ist und gleichzeitig weder von Ihnen, noch den Projektpartnern hinreichend verstanden und angewendet werden kann. Sprachen mit fremden Schriftzeichen sorgen für zusätzlichen Erfolg!

EF bei der Erstellung des Projektbudgets

Dem Budget sollten und müssen Sie persönlich am wenigsten Zeit widmen. Sie können diese Aufgabe getrost einem Praktikanten oder irgendjemanden, den Sie nicht persönlich kennen, übertragen. Aber Achtung! Wahren Sie den Double-Cost-Effect! Zahlen Sie dem Budgetpraktikanten trotzdem ein überdurchschnittliches Gehalt, machen Sie Geschenke und arrangieren Sie mindestens ein tägliches Meeting, in welchem Sie selbstverständlich über das TV-Programm oder schöne Augen reden, während Sie in der Innenstadt zu Mittag essen. Seien Sie Fuchs und halten Sie den Budgetpraktikanten zusätzlich in angemessener räumlicher Distanz! So sind Sie jeden Tag zeitlich enorm eingebunden und können herausragend Fahrtkosten generieren! Ansonsten sind Sie in diesem Bereich absolut sorgenfrei:  Die entscheidenden Posten des Projektes werden in jedem Fall unterbudgetiert oder fehlen komplett und die geplanten Ausgaben enthalten jede Menge Kram, von dem Sie persönlich nicht einmal wissen werden, dass man ihn käuflich erwerben kann. Also, lehnen Sie sich zurück! Sie müssen sich hier komplett zurückhalten, die Zahlen entwickeln sich ganz von selbst!

© wildworx - Fotolia

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EF beim Projektantrag

Sollten Sie die oberen Features konsequent implementiert haben, beginnt bereits hier für Sie die Sonnenseite! Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Projektantrag durchaus durch den Budgetpraktikanten erledigt werden kann und Sie so den Double-Cost-Effect im gleichen erprobten Maße beibehalten können! Wenn Sie, wie ebenfalls oben beschrieben, die richtige Projektsprache gewählt haben, ersparen Sie sich an dieser Stelle das lästige Lesen der Projektrahmenbedingungen sowie der Inhalte selbst. Gut so! Sie haben so ausreichend Zeit, sich den täglichen Meetingsessen und – fahrten zu widmen, der Antrag läuft praktisch von allein!

EF GEHEIMHALTUNG

Sowohl bei der Basisarbeit also auch in späterer Projektarbeit ist dies das unangetastete Königsfeature: INFORMIEREN SIE NIEMANDEN ÜBER NICHTS! Es ist unerlässlich, diesen Bestandteil äußerst pedantisch zu implementieren. Sprechen Sie mit niemandem über das Projekt, schon gar nicht mit Kollegen oder Mitarbeitern! An dieser Stelle kommt Ihnen das Erfolgsfeature der Projektpartnerwahl zum ersten Mal richtig zu Gute! Sie könnten sich ja, selbst bei bestem Willen, aufgrund der natürlichen Sprachgegebenheiten nicht bei Ihren Partnern verständlich machen. Perfekt! Vergessen Sie am besten selbst, dass Sie jemals ein Projekt beantragt haben. Vermeiden Sie alles, was Sie an das Projekt erinnern könnte, wie z.B. Öffnen von Emails oder Posteinschreiben. Erstklassige EC-Projekte zeigen, dass der Erfolg mit der Dauer der NICHTINFORMATION hoch korreliert! Studien haben herausgefunden, dass eine Geheimhaltung weit über den Projektstart hinaus maßgeblich zum bravourösen Gelingen des Projektes führt!

Demnach gilt ab sofort bis auf weiteres: War da irgendwas?

 

Autorin: Norma Driske

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