Wie sich Rechtsradikale und Islamisten gleichen

Die Anfälligkeit für radikale Positionen war laut Experten noch nie so groß wie heute. Gewaltbereitschaft und terroristische Straftaten in Deutschland nehmen zu. 2016 gab es lauf Bundeskriminalamt knapp 1.600 rechtsmotivierte Gewalttaten. Mehr als 23.000 Menschen sind rechtsextremen Organisationen zuzurechnen. Man schätzt die Zahl der Salafisten auf 10.800 (Stand Dezember 2017) , 730 Personen (Stand Februar 2018) werden als Gefährder eingestuft.

Die Extremismusforscherin Julia Ebner hat undercover und länderübergreifend sowohl gewaltbereite rechte als auch islamistische Gruppierungen und deren interne Kommunikation in geheimen Online-Netzwerken unter die Lupe genommen. Sie hat sich mit vielen Rechtsradikalen und Islamisten persönlich getroffen, mit ihnen geredet, gechattet, Szenekneipen und Demos besucht. Und vor allem viel zugehört.

Beide Gruppierungen machen sich zum Opfer

Die Werdegänge der jeweiligen Anhänger ähneln einander. Ihre Sichtweisen wirken teils spiegelverkehrt, und beide reagieren direkt auf Rhetorik und Handlungen des jeweils anderen. Aufgrund ihrer Recherchen zeigt Julia Ebner in ihrem Buch auf, wie Islamismus und Rechtsradikalismus sich gegenseitig ergänzen und verstärken und damit unsere Demokratie gefährden.

In geheimen Netzwerken und auch öffentlich schüren beide Gruppierungen Hass mit ihrer hetzerischem Rhetorik und diversen Verschwörungstheorien. Sie stilisieren sich und ihre Anhänger zum Opfer, alle anderen werden zum Feind. Beide Gruppierungen erzählen sich Geschichten wie die, dass es einen Krieg zwischen Muslimen und Nichtmuslimen gibt mit der Strategie, die Menschen zu Polarisieren und sie so auf die eine oder andere Seite zu treiben.

Was wir dagegen setzen können

Ziel der Autorin ist es, die Ursachen der wechselseitigen Radikalisierung zu erforschen. Ihr geht es darum, die Faktoren zu verstehen, die die demokratische Gesellschaft auseinandertreibt. Denn: „Diese Faktoren zu ihren Ursprüngen zurückzuverfolgen und die Triebkräfte zu verstehen, die den Nährboden für die Radikalisierung auf beiden Seiten bilden, ist eine Grundvoraussetzung, um die Extremismusspirale zu durchbrechen und künftige Terroranschläge zu verhindern.“

Sie wirbt für mehr politische Umsicht. „Der Terrorismus selbst stellt keine existenzielle Bedrohung für die westlichen Länder dar, aber unbedachte und unverhältnismäßige Reaktionen darauf können eine sein. Wichtig sei, „Pseudowissen“ etwa über den Islam zu bekämpfen. Rechtspopulisten und Islamisten hätten diese Religion „so stark verfälscht, dass die Linien zwischen Islam und Islamismus in der Öffentlichkeit immer stärker verwischen.“

Ebner fordert die Kreativität heraus, um den Blick von vermeintlichen Gegnern auf die tatsächlichen Probleme und Herausforderungen unserer Gesellschaft zu lenken: auf Umweltzerstörung, Armut oder Hunger. Gelänge es, diese realistische Einsicht zu erwirken, so die Autorin, könne darin „die größte Chance des 21. Jahrhunderts“ liegen.

Hier ist auch die Mediation gefragt, ihre Kreativität, ihre Kompetenz in Kommunikation, ihre interkulturelle Kompetenz, ihre allparteiliche Haltung (statt Polarisierung), um die Diskussionen weg vom Populismus zu lenken und Verschwörungstheorien zu entlarven.

Frau Ebner beginnt am Donnerstag, 15.3.18, ihre Lesereise auf der Leipziger Buchmesse, weitere Stationen sind Frankfurt, Wien und Berlin.

Quellen:

Julia Ebner: Wut. Was Islamisten und Rechtsextreme mit uns machen. Theiss Darmstadt

https://www.focus.de/politik/experten/auszug-aus-julia-ebners-buch-wut-forscherin-entlarvt-perfide-strategie-aus-5-bausteinen-stricken-extremisten-propaganda_id_8570808.html

http://www.ardmediathek.de/radio/Resonanzen/Terror-Julia-Ebner-%c3%bcber-ihr-Buch-Wut/WDR-3/Audio-Podcast?bcastId=33671978&documentId=50520486

https://www.domradio.de/themen/kirche-und-politik/2018-03-08/wie-sich-islamisten-und-rechtspopulisten-gegenseitig-bestaerken

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