Meinungsverschiedenheiten gehören bei vielen Menschen zum alltäglichen Leben dazu. Schaukeln sich diese jedoch immer weiter hoch, entwickeln sie sich oft zum ernsten Problem. So können dauerhafte Unstimmigkeiten zwischen Geschäftspartnern zur Gefahr für das gesamte Unternehmen werden. Aber auch auf persönlicher Ebene sind langwierige Konflikte auf Dauer problematisch, beispielsweise wenn sich Familienmitglieder um das Erbe eines Angehörigen oder Mutter und Vater über den Unterhalt für das gemeinsame Kind streiten.
Nicht selten enden solche Konflikte vor Gericht, damit ein objektiver Richter entscheidet, wer Recht bekommt. Doch ist es erst einmal so weit gekommen, dass sich Beteiligte nur noch über ihre Anwälte verständigen, ist an der persönlichen Beziehung zwischen ihnen fast nichts mehr zu retten. Dabei muss es oftmals gar nicht zu einem Streit vor Gericht kommen. Die Alternative heißt Mediation.
Mediation: Gemeinsamer Prozess anstelle einer fertigen Lösung
Erst kürzlich hat der Roland-Rechtsreport gezeigt, dass Mediation in Deutschland immer bekannter und zunehmend beliebter wird. Ob Zwist in der Familie oder Auseinandersetzungen in der Wirtschaft – diese Form der Streitbeilegung eignet sich für verschiedenste Konflikte. Dabei wenden sich Streitende an einen unabhängigen Mediator, der gemeinsam mit ihnen nach einer friedlichen Lösung sucht.
Der Mediationsanwalt Michael Plassmann erläutert, dass es dabei jedoch wichtig ist, genau abzuwägen, ob eine Mediation im jeweiligen Konfliktfall die beste beziehungsweise eine sinnvolle Option ist. Zudem sollten die Beteiligten grundsätzlich dazu bereit sein, miteinander ins Gespräch zu kommen und zu verhandeln. Denn der Mediator liefert ihnen keine vorgefertigte Lösung, betont Dr. Gernot Barth, Mediator für Konflikte in der Familie und in der Wirtschaft. Vielmehr müssen die Medianden selbst an der Bewältigung des Konfliktes arbeiten. Dafür sollten sie in jedem Fall genügend Zeit einplanen.
Welche Schritte sind bei der Mediation wichtig?
Zu den wichtigsten Aufgaben rund um die Mediation gehört eine umfangreiche Konfliktanalyse. Sowohl für Mediationsanwalt Plassmann als auch für den zertifizierten Mediator und Prozessberater Herbert Hofmann zählt dazu, zunächst zu klären, worum sich das Problem zwischen den Streitenden überhaupt dreht.
In diesem Kontext sollten auch die einzelnen Positionen und Interessen der Parteien möglichst klar abgegrenzt werden, bevor die Lösungsfindung beginnen kann. Dabei sind alle Parteien gleichermaßen gefordert, um gemeinsam zu einer kreativen Lösung des Konflikts zu gelangen. Im Anschluss daran erfolgt die Ratifizierung. Das bedeutet, dass „die Ergebnisse werden schriftlich festgehalten werden und rechtlich bindend sind“, erklärt Mediator Hofmann.
Mediation bietet oft mehr als eine reine Konfliktlösung
Die Mediation weist eine Erfolgsquote von rund 80 Prozent auf. Dennoch lässt sich nicht jeder Konflikt durch sie lösen, weiß Hofmann. Gründe hierfür sind beispielsweise
- Glaubensfragen,
- fehlende Ermessungsspielräume sowie
- eine zu tiefe Eskalation der Auseinandersetzung.
Um solche Streitigkeiten zu beenden, muss der Mediator in Einzelgesprächen zunächst einmal daran arbeiten, das gegenseitige Vertrauen wiederherzustellen.
Auch wenn der Weg zur friedlichen Konfliktlösung steinig ist, sind sich die Experten einig, dass sich die Mühe lohnt. Denn im besten Fall hilft die Mediation, die Beziehung zwischen den Streitenden zu hinterfragen und wiederaufzubauen. „Das Schöne an der Mediation ist zudem, gemeinsam langfristige und tiefergehende Lösungen zu finden, mit denen vorher niemand gerechnet hat“, unterstreicht Plassmann.
Quelle: Comfortplan.de vom April 2018: Expertentipps für den Rechtsstreit – Gut gestritten ist halb gewonnen. Gastbeitrag von Annabell Meyer.