MEIN Ton macht die Musik!

„Du wolltest dich schon vor einer Woche darum kümmern!“, „Du bist immer so aggressiv!“ – Sätze wie diese fallen bei Streitereien häufiger. Aber helfen sie dabei, den Konflikt zu begrenzen? Nein! Im Rahmen des Harvard-Konzepts wurde eine Perspektive entwickelt, die darauf fokussiert, sich in die gegnerische Position hineinzuversetzen. Dies beugt pauschalen Vorverurteilungen der Person oder ihres Standpunktes vor (Fisher / Ury, zitiert nach Rüttinger / Sauer 2016).

Um der anderen Partei dabei zu helfen, meinen Standpunkt zu verstehen, sollten Ich-Botschaften verwendet werden. Sätze wie „Du hast Unrecht!“ schüren ein größeres Konfliktpotenzial als selbstkundgebende Formulierungen wie „Das sehe ich anders!“ Eine Idee als „Schwachsinn“ abzutun ist weniger geeignet als zu entgegnen: „Mir ist unwohl dabei, das so zu machen!“

Remer (1984) konnte zeigen, dass Ich-Botschaften die Intensität von Konflikten senken können, sofern sie (a) das Verhalten spezifizieren, das die aussprechende Person stört, (b) eine Aussage enthalten über Gefühle, die durch das Verhalten der anderen Person hervorgerufen werden, und (c) die Konsequenz des Verhaltens für die eigene Person verdeutlichen. Bezogen auf das erste Beispiel bietet es sich daher an, seinen Unmut darüber kundzutun, dass der Adressat die infrage stehende Aufgabe noch nicht erledigt hat, und zuzugeben, dass man zukünftig unsicher ist, der Person noch Aufgaben anvertrauen zu können. Das zweite oben aufgeführte Beispiel lässt sich, aufbauend auf den Ausführungen, etwa umformulieren zu: „Es gefällt mir nicht, dass du mich anschreist. Ich fühle mich dadurch sehr bedroht und unwohl. Unter diesen Umständen möchte ich nicht weiter mit dir diskutieren.“

Zum Autor: Wie in den vorausgegangenen Ausgaben der Mediation erhält die nächste Generation von Verhandlungsführern und Mediatoren die Möglichkeit, kreative Ideen, Entdeckungen und Hinweise in Kürze vorzustellen. In dieser Runde der Nachwuchsseite kreierten Teilnehmer des Master-Kurses „Verhandlung und Konfliktmanagement“ der Universität Münster durch leichte Adaptionen bekannter Sprichwörter oder Volksweisheiten mediative Merksätze, die sich auf aktuelle wissenschaftliche Befunde der Verhandlungsforschung stützen, um den Einsatz empirischen Wissens in der Praxis zu erleichtern. Hier ein Beitrag des Studenten Christian Blötner.

Rüttinger, Bruno / Sauer, Jürgen (2016): Konflikt und Konfliktlösen. Kritische Situationen erkennen und bewältigen. Wiesbaden: Springer Gabler.

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