Gibt es weniger Konflikte, gehen die Menschen lieber zur Mediation oder sinkt das Vertrauen in die deutsche Gerichtsbarkeit?
Richter und Anwälte fürchten eine weiter sinkende Anzahl von Gerichtsverfahren. Diese überraschende Meldung ist heute auf FAZ.NET zu lesen. Das lässt viel Raum für Spekulationen aller Art. Was steckt dahinter? Geht es Richtern und Anwälten bei dieser Meldung um die Sicherung ihrer Arbeitsplätze, sind die Menschen nicht mehr zufrieden mit den Leistungen von Anwälten und Richtern, hält die Gerichtsbarkeit internationalen Standards nicht mehr stand oder geben sich viele Menschen schon im Vorfeld geschlagen, weil sie keine gerechte Behandlung ihrer Anliegen bei Gericht erwarten? Liegt es vielleicht an der Überbordung der großen Anzahl von Gesetzen, die vielmals kaum noch händelbar, teilweise veraltet oder für diesen speziellen Fall nicht passend sind?
Oder entdecken immer mehr Menschen die außergerichtliche Streibeilegung als eine Alternative und klären ihre Konflikte ohne Rechtsanwalt und Richter in einer Mediation, weil ein Gang vor Gericht mit einen höheren Risiko und meist auch höhreren Kosten verbunden ist?
Die Hintergründe der sinkenden Anfragen genauer zu untersuchen empfehlen Anwaltverein und Richterbund und weisen gleichzeitig darauf hin, dass ihre „Kernfunktion“ … “die streitige Entscheidung” ist und die außergerichtliche Streitbeilegung, wie die Mediation nicht die eigentliche Aufgabe der Justiz – allenfalls ein guter Ansatz.
Aus Wettbewerbssicht haben alternative Konfliktlösungsformen gegenüber dem streitigen Gerichtsverfahren Boden gut machen können, da ihr Anteil stagniert, obwohl in der aktuellen Untersuchung der Bundesregierung ein großer Teil der Verfahren, die durch Rechtsschutzversicherer durchgeführt werden, nicht berücksichtigt wurde. Gleichwohl sinken die Fallzahlen streitiger Gerichtsprozesse. Wir beobachten aktuell also eine langsame, obgleich keine dramatische Verschiebung der Marktanteile von Konfliktlösungsarten.
Für die Mediation ist das eine eher gute Nachricht, nach dem Bericht über die Evaluation des Mediationsgesetzes, in dem berichtet wird, dass die Anzahl der durchgeführten Mediationen seit 2014 stagniert, ist zu hoffen, dass sich die Menschen je nach Konflikt und Anliegen mehr und mehr nach alternativen Streitbeilegungsverfahren umschauen, statt zu resignieren – was die weitaus schlechtere Alternative wäre.